Die enterale Ernährung ist beim Kurzdarmsyndrom nicht nur wichtig, um die intestinale Adaptation zu stimulieren, sondern bedeutet für die Patienten einen wichtigen Schritt in Richtung Normalität und Selbstbestimmung. Um den Nährstoffbedarf möglichst gut zu decken und Unverträglichkeiten zu vermeiden, gibt es wichtige Regeln.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass der enterale Kostaufbau bei Kurzdarmsyndrom (KDS) vorsichtig und Schritt für Schritt mit einer ballaststofffreien, niedrigosmoralen Diät beginnt. Die Geschwindigkeit richtet sich dabei nach dem Durchfall bzw. Stoma-Output – nimmt dieser zu, muss der Kostaufbau verlangsamt werden. Entsprechend können nach und nach immer mehr Nahrungsmittel eingeführt werden.1 Aber auch bei weitgehend stabilen bzw. chronisch adaptierten KDS-Patienten noch einige praktische Richtlinien, um eine optimale Verträglichkeit, Flüssigkeits- und Nährstoffresorption zu gewährleisten. An diesen 5 Ansätzen können Sie sich orientieren:
Das KDS ist kein einheitliches Krankheitsbild; jeder Patient bringt aufgrund seiner individuellen intestinalen Anatomie, Alter, Vorgeschichte und Komorbiditäten unterschiedliche Ansprüche an die parenterale und enterale Ernährungstherapie mit. So kann bei Patienten mit erhaltenem Kolon eine erhöhte Kohlenhydrat- und eine verringerte Fettzufuhr (ca. 60 % bzw. 20 % der Gesamtenergie) sinnvoll sein, um die Nährstoffaufnahme zu optimieren. Bei Patienten ohne Kolon bietet dies keinen Vorteil.4,5 Die Resektion des Ileums geht normalerweise mit Malabsorption von Vitamin B12 und fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin D einher; diese müssen supplementiert und kontrolliert werden. Fehlt auch die Ileozökalklappe bei erhaltenem Kolon (jejunokolonische Anastomose), kommt es häufig zur Bildung von Nierensteinen. Für diese Patienten ist eine oxalsäurearme Ernährung besonders wichtig. Bei einem Verlust von Ileum und Kolon (Endjejunostomie), sind Dehydration und Elektrolytstörungen ein Problem. Für diese Patienten empfehlen sich salzreiche Speisen und eine geringere Trinkmenge.4 Ein anderes Beispiel ist Laktose: Zwar sind laktosehaltige Milchprodukte bei KDS nicht grundsätzlich kontraindiziert; je nach resektiertem Dünndarmabschnitt kann es zu einem Laktase-Mangel und infolge dessen zu einer Intoleranz kommen, die Diarrhoe und Meteorismus verstärkt.4 Auch die Verträglichkeit anderer Nahrungsmittel wie Obst und Kaffee kann sich von Patient zu Patient unterscheiden und auch mit der Zeit verändern.1