Ernährung mit Kurzdarmsyndrom

Flüssigkeitszufuhr und Ernährung

Die richtige Ernährung ist bei einem Kurzdarmsyndrom von großer Bedeutung. Obwohl es keine einheitliche „Diät“ im herkömmlichen Sinn gibt, soll durch eine gezielte Ernährung versucht werden, etwaige Mangelerscheinungen auszugleichen bzw. zu minimieren. In Anbetracht dessen, wie viel und welche Darmabschnitte entfernt wurden, kann der Darm durchaus noch gewisse Funktionen übernehmen. Die Ernährung wird aus diesem Grund auf die individuellen Bedürfnisse sowie den Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf abgestimmt.

Flüssigkeit

Warum ist Flüssigkeit so wichtig?

Rund zwei Drittel des Körpers bestehen aus Wasser. Es befindet sich in einem ständigen Kreislauf und kann im Vergleich zur Energie kaum gespeichert werden. Ohne Nahrung kann man Wochen überleben, ohne Flüssigkeit nur wenige Tage.

Was passiert, wenn zu wenig Flüssigkeit im Körper vorhanden ist?

Das Gehirn, unser stoffwechselaktivstes Organ, spürt das ziemlich schnell. Umgangssprachlich sprechen wir von Kreislaufproblemen beispielsweise mit Schwindelsymptomen sowie reduzierter Denkleistung. Jede Körperzelle ist auf Flüssigkeit angewiesen und muss deshalb sehr schnell die Funktion reduzieren. Besonders empfindlich reagieren auch die Nieren. Sie sind ein Filter und müssen ständig gespült werden.

Foto von einem gefüllten Wasserglas

Wie viel Flüssigkeit sollte man täglich trinken, damit der Körper sinnvoll versorgt ist und die Nieren langfristig keinen Schaden nehmen?

Die Zufuhr sollte so gewählt werden, dass in 24 Stunden mindestens ein Liter Harn ausgeschieden werden kann. Da man sich sehr leicht verschätzt, sollte die Harnmenge immer wieder kontrolliert werden. Das funktioniert z.B. mit einem Mess- oder leeren Joghurtbecher, den man mit Strichen in 50 ml-Schritten markiert. Die Harnmenge notiert man sich dann mittels Stricherlliste.

Beispiel:

Rechenbeispiel für die empfohlene Flüssigkeitszufuhr

Wann sollte man trinken?

Entscheidend ist, dass man sehr kontinuierlich über den Tag verteilt trinkt. Deshalb ist es ratsam, immer eine Trinkflasche dabei zu haben. Es kann auch hilfreich sein, ein Trinkritual einzuführen oder sich tageweise eine Erinnerung mit einem Handytimer (alle 15 Minuten) einzustellen und dann immer einen Schluck zu trinken. Natürlich funktioniert auch eine klassische Eieruhr.

Soll man nach Durstgefühl trinken?

Nein. Durst ist ein Zeichen, dass bereits ein Flüssigkeitsmangel vorliegt und sollte schon vorab durch sehr konsequente und v.a. kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr vermieden werden.

Was soll man tun, wenn man unter Durst leidet?

Wenn das Durstgefühl durch schluckweises Trinken bzw. Kompotte oder Fruchtmus nicht besser wird, sollte man schwallartiges Trinken unbedingt vermeiden. Denn das führt eher zu einer Darmspülung und letztlich zu einer noch geringeren Flüssigkeitsaufnahme durch den Darm. In diesem Fall bietet sich eine Flüssigkeitszufuhr über die Vene an. Dafür wird in der Regel Ringer-Laktat-Lösung verwendet. Bei Elektrolytentgleisungen können auch andere Infusionslösungen notwendig sein.

Welche Nähr- und Wirkstoffe braucht der Körper und was sind die Folgen eines Mangels?

Es gibt drei Hauptnährstoffe (Makronährstoffe):

  • Kohlenhydrate sind Energielieferanten für den Körper – sie sind vergleichbar mit Treibstoff für ein Auto oder Kohle zum Heizen. Außer reinem Fett enthalten alle Lebensmittel Kohlenhydrate. Typische Vertreter sind je nach chemischer Kettenlänge Zucker, Stärke bis hin zu Ballaststoffen. Ein Mangel reduziert die Funktion aller Körperzellen, was sich durch Schwäche und Gewichtsverlust zeigt. Vor allem Gehirn und Muskeln sind auf Kohlenhydrate angewiesen. Kohlenhydrate kreisen im Blut in Form von Blutzucker. Einen Kohlenhydratmangel kann man im Labor nicht messen, da die Leber bei zu geringer Aufnahme aus Eiweiß Blutzucker aufbaut.
  • Fette sind wie auch Kohlenhydrate Energielieferanten. Der Mensch ist für Fastenphasen vorbereitet und speichert Energie in Form von Fett. In Hungerphasen kann er auf das Fett zurückgreifen. Je nach chemischer Struktur werden unterschiedliche Fettsäuren eingeteilt. Die Omega-3-Fettsäuren kann der Körper nicht selbst aufbauen, deshalb müssen diese immer wieder zugeführt werden. Besonders viele sind in Kaltwasserfischen und teilweise in Pflanzenölen enthalten. Fettmangel kann man im Labor nicht wirklich messen, da die Leber aus Kohlenhydraten Fette aufbauen kann. Bei der Zufuhr von Omega-3 Produkten sollte darauf geachtet werden, dass diese mit sekundären Pflanzenstoffen (Polyphenolen) stabilisiert sind, damit sie nicht vorzeitig verderben und im schlimmsten Fall mehr schaden als helfen.
  • Eiweiß: Jede Körperzelle wird aus Eiweiß aufgebaut. Wir können Eiweiß nur in Form von Muskeln speichern. In unserem Blut können Wasser und viele andere Stoffe nur transportiert werden, wenn sie an Eiweiß gebunden sind. Ein Eiweißmangel führt dazu, dass sich Wasser in den Beinen sammelt und eine generelle Muskelschwäche auftritt. Akuten Eiweißmangel kann man im Labor gut messen (Gesamteiweiß, Albumin).

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Mikronährstoffe.
Die Bezeichnung Makro-oder Mikronährstoffe bezieht sich auf die benötigten Mengen. Ein Mangel an Mikronährstoffen führt zu generellen Problemen im Körper, die man zu Beginn meist gar nicht bemerkt. Langfristig kann man mit einem schweren Mangel nicht überleben, da die Stoffwechselprozesse auf diese Substanzen angewiesen sind. Bildlich könnte man sie mit Motoröl für einen Motor vergleichen.

Welche Getränke, Lebensmittel oder Speisen könnten eine abführende Wirkung haben?

Tabelle: Welche Getränke und Speisen verbleiben meist länger im Körper?

Macht es Sinn ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen?

Eine Aufzeichnung über einige Tage kann helfen, einen besseren Überblick zu bekommen. Darüber hinaus können Diätolog*innen gezielter auf Ihre Bedürfnisse eingehen. Wenn man lieber Fotos macht, kann man die Zufuhr auch sehr gut mit dem Handy dokumentieren. Man fotografiert alles, was man trinken und essen möchte. Wenn nicht alles aufgegessen oder ausgetrunken wurde, macht man ein weiteres Foto. Manche Personen ziehen sogar Stuhlfotos dem Schreiben vor. Um die Aufmerksamkeit auch auf positive Dinge zu lenken, sollten immer auch gute Aspekte dokumentiert werden.

Beispiel:

Beispiel für ein Ernährungs- und Symptomtagebuch

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